Hamd erklärt: Mehr als nur Lob und Dank

📅 07. Oktober 2024
👥 VAFA Team
🏛️ Vorträge
⏱️ 4 Min. Lesezeit

Diese Vortragszusammenfassung behandelt die tiefgreifende Bedeutung von „Hamd“ als fundamentales Konzept des Lobpreises, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 6. Oktober 2024 und Elmalılı Muhammed Hamdi Yazırs „Hak Dini Kur’an Dili“.

Was Hamd wirklich bedeutet

Hamd ist ein Lobpreis, der mit einer offenen Herzenshaltung ausgedrückt wird und als Reaktion auf eine freiwillige Wohltat oder deren Ursprung dient. Es ist ein Lob, das teilweise mit „Medh“ (allgemeines Lob) und teilweise mit „Schukr“ (Dankbarkeit) verbunden ist.

Die drei Arten des Lobpreises

Medh (Allgemeines Lob): Kann sowohl für Lebewesen als auch für unbelebte Objekte verwendet werden. Zum Beispiel kann eine schöne Perle oder ein schönes Pferd gelobt werden, aber ihnen wird kein „Hamd“ entgegengebracht.

Hamd: Richtet sich an Allah, der die Perle und das Pferd schenkt und in seinem Handeln frei ist. Es kann sogar seinem Segen und seiner Weisheit gegenüber geäußert werden, aber nicht gegenüber der Schönheit an sich.

Schukr (Dankbarkeit): Ist eine mündliche, körperliche oder herzliche Reaktion auf einen erhaltenen Segen, mit der man dem Geber seine Dankbarkeit ausdrückt.

Die zeitlichen Unterschiede

Medh kann sowohl vor als auch nach einer Gabe erfolgen, während Hamd unbedingt nach einer erwiesenen Güte ausgesprochen wird. Allerdings muss diese Güte nicht unbedingt denjenigen erreicht haben, der das Hamd ausspricht.

Bei Schukr ist es jedoch erforderlich, dass die empfangene Gnade den Dankenden erreicht hat.

Wahrheit vs. Schmeichelei

Medh kann manchmal lediglich Ausdruck einer leeren Hoffnung oder einer schmeichlerischen Lüge sein, die keinerlei Bezug zur Realität hat. Im Gegensatz dazu drücken Hamd und Schukr immer eine Wahrheit aus, die der Realität entspricht.

Die prophetische Warnung ist eindeutig: „Wer das Lob zur Gewohnheit macht, dem werft Staub ins Gesicht“.

Gleichzeitig betonte der Prophet: „Wer den Menschen nicht dankt (hamd macht), dankt auch Allah nicht“.

Die Psychologie des Lobpreises

Hamd bewegt sich zwischen Vergangenheit und Zukunft, während Şükür die Freude über einen bereits erhaltenen Segen ausdrückt. Şükür, als Erinnerung an eine vergangene Wohltat, ist anspruchsvoller und wird seltener praktiziert, da Menschen von Natur aus zukunftsorientiert sind.

Diese Zukunftsorientierung ist oft mit der Angst vor dem Jenseits verbunden. Menschen sind so geschaffen, dass ihre Augen nach vorne schauen, um Gefahren zu erkennen.

Die vier Stufen des Hamd

Hâmidiyet (hamd etmek): Dies ist der Zustand, in dem man selbst Lobpreis und Dankbarkeit ausspricht. Mahmudiyet (würdig des Lobes zu sein): Dies ist der Zustand, in dem man selbst für sein Verhalten Lob und Anerkennung empfängt.

Die höchste Stufe ist die Kombination beider Eigenschaften, wie sie in den Namen des Propheten Muhammad zu finden ist.

Tena’üm und In’am: Die zwei Grundformen des Glücks

Aus menschlicher Sicht lassen sich alle Glückseligkeiten auf zwei grundlegende Konzepte reduzieren: Tena’üm (Besitz von Nimet und Wohlstand) und In’am (Geben von Nimet).

Menschen, die sich in einem Zustand des Wohlstands befinden, lobpreisen, wenn sie diesen Wohlstand erkennen und zu schätzen wissen. Denn Glück liegt nicht in der bloßen Existenz oder Quantität des Wohlstands, sondern in seiner Qualität.

Das Vermehrungsprinzip

Diese Freude am Mahmudiyet erreicht ihren Höhepunkt, wenn der Empfänger des Segens Lob ausspricht. Dieser Lobpreis führt wiederum zu einer Vermehrung der Gaben und somit zu weiterem Hamd.

Der Koran bestätigt dies: „Wenn ihr dankbar seid, so will Ich euch wahrlich mehr geben“.

Der Prophet als vollkommenes Beispiel

Der erhabene Rang des Makam-ı Mahmud (der gepriesene Rang), der speziell dem letzten Propheten versprochen wurde, erhöht ihn vom Rang des Lobenden (Hâmid) zu dem des Gepriesenen (Mahmud). Dies ist der höchste Rang der Fürsprache, bekannt als „Livâü’l-Hamd“ (das Banner des Lobes).

Die sprachliche Tiefe von „Alhamdulillah“

Im Arabischen bedeutet ‚al-‚ etwas Bestimmtes, Allgemeines, Gattungsartiges oder Wahrhaftiges. Das ‚la‘ nach dem Subjekt drückt eine besondere Beziehung, ein Recht und ein Eigentum aus.

Daher lautet die Übersetzung: ‚Ist nicht der Hamd, den jeder kennt und als letzten Wunsch hat, eine Tatsache? Hamdiyya (das Loben), Mahmudiyya (gelobt werden), in all seinen Gattungen, Graden, Arten und Einzelheiten gehört Allah‘.

Die grammatische Besonderheit der Fatiha

Dieser Satz ist in erster Linie eine Nachricht, die uns Wissen und Glauben vermittelt. Da er gleichzeitig zur Verehrung auffordert, ist er auch ein Wunschsatz. Und da er ein Nomensatz ist, der keine Zeitangabe enthält, drückt er ein kontinuierliches Hamd aus.

In der Fatiha gibt es außer diesem Satz keinen anderen Nomensatz. Die anderen vier Sätze sind alle Verbalsätze. Ein Nomen kann vielen Verben entsprechen, und diese vier Verbalsätze sind eine passende Erklärung für diesen Nomensatz.

Praktische Bedeutung für heute

Diese detaillierte Analyse von „Hamd“ zeigt, dass echter Lobpreis mehr ist als oberflächliche Höflichkeit. Es ist eine bewusste Anerkennung der Wahrheit und eine Herzenshaltung, die zwischen Vergangenheit und Zukunft vermittelt.

Die Unterscheidung zwischen Medh, Hamd und Schukr hilft dabei, authentische Dankbarkeit von leerer Schmeichelei zu unterscheiden. Wahres Hamd entspringt der Erkenntnis göttlicher Güte, nicht dem Eigeninteresse.

Das Vermehrungsprinzip – wer dankbar ist, empfängt mehr – zeigt die praktische Weisheit echter Dankbarkeit. Es ist nicht nur ethisch richtig, sondern auch psychologisch und spiritual bereichernd.

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