Das "Wir" der Fatiha: Gemeinschaftsbewusstsein im Gebet

📅 02. Juni 2025
👥 VAFA Team
🏛️ Vorträge
⏱️ 3 Min. Lesezeit

Diese Vortragszusammenfassung behandelt die Bedeutung des Gemeinschaftsgefühls in der Surah Al-Fatiha, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 1. Juni 2025 und Elmalılı Muhammed Hamdi Yazırs „Hak Dini Kur’an Dili“.

Der Prophet als Vertreter der Menschheit

Allah übertrug in der Fatiha zuerst diesen Bund durch Offenbarung dem Herzen seines großen Freundes Muhammad Mustafa, dem Träger der Botschaft, und ließ diesen Vertrag durch sein soziales Gewissen von ihm aussprechen.

Prophet Muhammad vertritt als letzter Prophet die gesamte Menschheit. Er ist „der einzige wahrhaftige und bestätigte vollkommene Diener, der dies im wahren Sinne sagen kann“. Deshalb ist das Glaubensbekenntnis „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist sein Diener und Gesandter“ so zentral.

Die Kraft des Gemeinschaftsgefühls

Die Brust des Propheten erreichte solch eine Erhabenheit, dass er während seiner Zeit in der Höhle Hira durch seine Anbetung die universelle Seele repräsentierte und sein soziales Gewissen zum Vorbild für alle Welten wurde.

Diese geistige Kraft zeigte sich in der Geschichte: Eben dieser Geist zerstörte innerhalb von zwanzig bis dreißig Jahren die Götzen in der Kaaba, stürzte die Weltherrschaft der persischen Könige und zwang die römischen Kaiser in die Knie.

Warum „wir“ statt „ich“ im Gebet?

Ein wichtiger Punkt: Wenn jemand beim Lesen der Fatiha im Gebet für sich allein sagt: „Nur Dir diene ich und nur von Dir erbitte ich Hilfe“, wird sein Gebet ungültig.

Der Grund: Allah möchte nicht mit der Person nur durch ihr persönliches Gewissen einen Vertrag schließen, sondern Er möchte einen Vertrag durch ihr soziales Gewissen schließen.

Praktische Bedeutung für jeden Muslim

Ein Muslim sollte bei der Aussage „Nur Dir dienen wir“ stets überlegen, wen er mit „wir“ vertritt, und bei „nur von Dir erbitten wir Hilfe“ bedenken, für wen er stellvertretend spricht.

Die Korangelehrten erklären: Das Wort „wir“ kann sich auf die Engel, die die Taten der Menschen aufschreiben, oder auf die anwesende Gemeinschaft oder allgemein auf alle Gläubigen beziehen.

Zwei Arten der Einheit

Der Satz „Nur Dir dienen wir und nur von Dir erbitten wir Hilfe“ zeigt sowohl Allahs Einheit als auch die Einheit der Dienerschaft.

Der Unterschied: Allahs Einheit anzuerkennen bedeutet, die Einheit seines Wesens zu akzeptieren. Die Einheit der Dienerschaft bedeutet, durch diese Anerkennung eine soziale Einheit herzustellen.

Individuelle und gemeinschaftliche Pflichten

Die islamische Lehre unterscheidet zwei Arten von Pflichten:

Persönliche Pflicht: Die Gesellschaft in den Einzelnen und den Einzelnen in die Gesellschaft einzubeziehen, sodass aus der Summe seiner persönlichen Werte eine vollständige Gesellschaft entsteht.

Gemeinschaftliche Pflicht: Die Pflicht gegenüber der Gesellschaft zu richten, indem man nur das Ansehen der Gesellschaft berücksichtigt.

Die höchste Stufe des Glaubens

Das gemeinschaftliche Glaubenszeugnis wird die Summe der individuellen Zeugnisse „Ich bezeuge, dass es außer Dir keinen Gott gibt“ sein. Und diese Ebene ist die vollkommenste Ebene des Glaubens.

Sichtbares und Unsichtbares verbinden

Im Islam wird durch Erkenntnis die Einheit zwischen Gewissen und Sein, zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem hergestellt. So wird der verborgene Glaube für jedes Individuum verpflichtend, während das Zeugnis des Glaubens für die Gemeinschaft Gültigkeit erhält.

Das vollkommene Gewissen

Das Ergebnis: Die gesellschaftliche Versammlung wird das vollkommenste Gewissen haben, indem sie die vollkommenste Stufe des Glaubens schafft.

Was bedeutet das heute?

Diese Lehre zeigt, dass islamische Spiritualität niemals nur individuell gedacht ist. Selbst das persönliche Gebet wird bewusst als Gemeinschaftshandlung verstanden, die über die eigene Person hinausgeht.

Das „Wir“ schafft Bewusstsein für die Verbindung aller Gläubigen – vergangene, gegenwärtige und zukünftige. Jeder Betende steht stellvertretend für die gesamte muslimische Gemeinschaft vor Allah.

Diese Sichtweise bietet eine Alternative zu extremem Individualismus, ohne die persönliche Verantwortung aufzugeben. Sie bewahrt die individuelle Verantwortung, bettet sie aber in einen größeren, sinnvollen Zusammenhang ein.

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