Said Havva und die wahre Bedeutung von Hingabe

📅 04. November 2024
👥 VAFA Team
🏛️ Vorträge
⏱️ 3 Min. Lesezeit

Diese Vortragszusammenfassung behandelt das Leben und Vermächtnis von Said Havva sowie die tiefgreifende Bedeutung von Nafs-Reinigung im Islam, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 3. November 2024.

Ein Leben geprägt von Prüfungen

Said Havva, geboren 1935 in Syrien, durchlebte Prüfungen, die für uns heute kaum vorstellbar sind. Früh verlor er seine Mutter, sein Vater war inhaftiert. Trotz dieser schweren Zeiten bildete er sich, studierte an der Universität Damaskus und wurde Teil einer Bewegung, die sich für die Stärkung des Islam einsetzte. Seine beeindruckendste Leistung: Während seiner fünfjährigen Haft verfasste er das monumentale 11-bändige, fast 9000 Seiten umfassende Tafsirwerk „El Esas fit Tefsir“ und unterrichtete gleichzeitig seine Mitgefangenen.

Das Massaker von Hama – Ein vergessenes Kapitel

1982 erlebte Syrien eine der dunkelsten Stunden seiner Geschichte. Die Stadt Hama wurde innerhalb von 26 Tagen dem Erdboden gleichgemacht. Die Opferzahlen dieses Massakers übersteigen die Verluste mancher aktueller Konflikte, doch bis heute bleibt es in der syrischen Öffentlichkeit ein Tabuthema. Diese Tragödie prägte Said Havvas letzte Lebensjahre zutiefst, bevor er 1989 in Amman, Jordanien, verstarb.

Die erschütternde Geschichte von Ismail

Said Havva überlieferte eine Geschichte, die die Essenz wahrer Hingabe verdeutlicht: Ismail, einer der Gründer einer religiösen Bewegung, verlor während eines geheimen Treffens seine einzige Tochter Ruhiye. Statt das Treffen zu unterbrechen, wartete er bis zum Ende. Auf die fassungslose Frage seines Lehrers antwortete er: „Mein Meister! Meine Tochter ist gestorben! Nicht meine Dava!“

Diese Geschichte mag uns befremden, doch sie zeigt eine Dimension von Gottvertrauen, die durch einen authentischen Hadith gestützt wird: Wenn Eltern beim Verlust ihres Kindes Geduld zeigen und Gott preisen, wird ihnen im Paradies das „Haus des Hamd“ errichtet.

Der Spiegel unserer Zeit

Der Vortrag stellte uns einen schmerzhaften Spiegel vor: Wir leben in beheizten Häusern, genießen Luxus und Bequemlichkeit, doch unsere spirituelle Arbeit bleibt oft oberflächlich. Die historischen Persönlichkeiten, deren Bücher wir studieren – wie Elmalılı Hamdi Yazır mit seinem 1935 erschienenen „Hak Dini Kur’an Dili“ – haben sich durch außergewöhnliche Opfer bewiesen.

Die wahre Herausforderung: Unterordnung statt Taten

Eine zentrale Botschaft des Vortrags war, dass gute Taten allein nicht ausreichen. Die Geschichte zeigt uns Menschen, die unzählige gute Werke vollbrachten, aber an der Unterordnung unter Gottes Willen scheiterten. Der Koranvers aus Sura Hujurat (49:14) verdeutlicht dies: Der Glaube muss erst ins Herz eindringen, bevor er wahrhaftig wird.

Kibir und die Notwendigkeit der Demut

Der Islam wird als Religion der Reifung verstanden. Diese Reifung erfordert Demut, Einsicht, kontinuierliche Arbeit und Opferbereitschaft. Besonders die Arbeit an unserem Nafs (Ego) und die Entwicklung von Sabr (Geduld) werden als die schwierigsten Aufgaben des Menschen identifiziert.

Der Aufruf zur Selbstreflexion

Der Vortrag endete mit einer direkten Herausforderung: Wir wollen das Leben des Propheten lernen, nehmen uns aber nicht die Zeit, täglich auch nur eine Seite zu lesen. Wir wollen spirituelle Reinigung, sind aber nicht bereit, die notwendige Arbeit zu leisten. Die Vorträge sollen nicht nur unsere Ohren erfreuen, sondern zu echter Transformation führen.

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