
Diese Vortragszusammenfassung behandelt islamische Verhaltensregeln beim Essen, die Bedeutung der Basmala, Geschichten über Barmherzigkeit gegenüber Tieren und die Pflichten der Gastfreundschaft, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 19. Mai 2024.
Das Gebet vor dem Essen
Im Islam beginnt jeder Muslim vor dem Essen mit der Basmala – „Bismillah“ oder vollständig „Bismillahir-Rahmanir-Rahim“ (Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen). Diese Formel ist mehr als eine rituelle Handlung; sie erinnert daran, dass jede Nahrung eine Gabe Gottes ist.
Das vollständige Gebet vor der Mahlzeit umfasst mehrere Elemente: die Zufluchtnahme bei Allah vor dem Teufel, den Beginn im Namen Allahs, Dankbarkeit dafür, als Muslim erschaffen worden zu sein, und Bitten um weitere gute Gaben, Gesundheit, nützliches Wissen und einen schönen Tod.
Wenn man vergisst, vor dem Essen „Bismillah“ zu sagen und sich später daran erinnert, sollte man „Bismillahi awwalahu wa akhirahu“ (Im Namen Allahs, am Anfang und am Ende meiner Mahlzeit) sprechen. Diese Regelung zeigt die Barmherzigkeit des islamischen Rechts – selbst Vergesslichkeit kann korrigiert werden.
Die zehn Verhaltensregeln beim Essen
Der Islam legt großen Wert auf kultiviertes Verhalten bei Tisch. Die zehn grundlegenden Regeln umfassen:
Vor dem Essen: Händewaschen ist Pflicht. Das Essen beginnt mit der Basmala und einem Gebet. Man verwendet die rechte Hand und isst von dem, was direkt vor einem liegt.
Während des Essens: Der Mund darf nicht vollgestopft werden. Auf das Essen darf nicht geblasen oder gepustet werden. Man spricht nicht mit vollem Mund. Über das Essen wird nicht geklagt oder gemäkelt – Dankbarkeit steht im Vordergrund.
Nach dem Essen: Man spricht das Dankgebet, wie es der Prophet zu tun pflegte. Wichtig ist auch, sich bei denjenigen zu bedanken, die das Essen zubereitet haben – besonders bei den Eltern. Anschließend wäscht man sich die Hände und putzt die Zähne.
Die Beteiligung des Teufels am Essen
Eine Überlieferung von Husayfa verdeutlicht die Bedeutung der Basmala: Der Prophet erklärte, dass wenn jemand vor dem Essen Allahs Namen nicht erwähnt, der Teufel gemeinsam mit ihm isst. In der Geschichte verhinderte der Prophet, dass ein kleines Mädchen und ein Wüstenbewohner ohne Basmala zu essen begannen, und erklärte, dass der Teufel sie geschickt habe, um sich am Essen zu beteiligen.
Die Moral dieser Erzählung: Die Erwähnung von Allahs Namen bringt Segen, und man wird auch mit wenig Essen satt. Ohne die Basmala fehlt dieser göttliche Segen.
Eine besonders eindrückliche Geschichte berichtet, wie ein Mann während des gesamten Essens vergaß, die Basmala zu sprechen. Erst beim letzten Bissen sagte er „Bismillahi awwalahu wa akhirahu“. Der Prophet lächelte und sagte, der Teufel habe die ganze Zeit mitgegessen, aber als Allahs Name erwähnt wurde, übergab er sich sofort.
Barmherzigkeit gegenüber allen Geschöpfen
Zwei Geschichten aus den Hadithen verdeutlichen die zentrale Bedeutung von Barmherzigkeit im Islam:
Die Geschichte vom Mann und dem Hund: Ein Mann spürte auf seiner Reise starken Durst, fand einen Brunnen und trank sich satt. Danach sah er einen Hund, der vor Durst die Zunge herausstreckte und den Sand leckte. Der Mann füllte seinen Schuh mit Wasser, hielt ihn im Mund fest, kletterte aus dem Brunnen und tränkte den Hund. Allah vergab ihm dafür alle seine Sünden.
Als die Gefährten fragten, ob es auch für Tiere eine Belohnung gebe, antwortete der Prophet: „Ja, wegen jedem Lebewesen gibt es Lohn.“
Die Geschichte von der Frau und der Katze: Eine Frau sperrte eine Katze in ihrem Haus ein, gab ihr weder Futter noch Wasser und ließ sie nicht hinaus, damit sie sich selbst versorgen könne. Die Katze verhungerte. Der Prophet erklärte, diese Frau kam wegen dieser Tat in die Hölle.
Diese Geschichten lehren: Barmherzigkeit gilt nicht nur Menschen gegenüber, sondern allen Geschöpfen Gottes. Wer keine Barmherzigkeit erweist, dem wird auch keine Barmherzigkeit erwiesen. Eine wichtige Anmerkung: Die in den Erzählungen erwähnten Personen können durchaus andere gute Taten vollbracht haben – die Botschaft ist, dass manche Handlungen so schwerwiegend sind, dass sie besonders ins Gewicht fallen.
Das gesegnete Essen
Eine bemerkenswerte Überlieferung berichtet von Jabir und seiner Frau während des Aushebens der Schützengräben um Medina. Die Muslime litten große Hungersnot – selbst der Prophet hatte vor Hunger zwei Steine unter seinem Hosengürtel befestigt.
Jabir fragte seine Frau, ob es etwas zu essen gebe. Sie hatte nur ein Zieglein und eine Handvoll Weizen. Jabir schlachtete das Tier, seine Frau bereitete Brot und Fleisch zu. Als Jabir den Propheten einlud, sagte dieser: „Das ist viel, und es ist ein schönes Essen.“ Dann lud der Prophet alle Männer im Graben ein – zu Jabirs Bestürzung, denn das Essen reichte bestenfalls für einige wenige.
Der Prophet signetete das Essen mit seinem Gebet. Mindestens tausend Menschen aßen sich satt – doch Brot und Fleisch wurden nicht weniger. Jabir schwor: „Im Topf blieb so viel Essen, wie es war, bevor die Menschen kamen.“
Diese Geschichte zeigt: Wenn Allah segnet, kennt Seine Großzügigkeit keine Grenzen.
Gastfreundschaft als Pflicht
Der Prophet betonte, dass wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, die Gäste gut bewirten soll. Die Regeln der Gastfreundschaft umfassen: Gäste freundlich empfangen, ihnen schöne Speisen anbieten und in höflichem Ton mit ihnen reden.
Das Gebet der Gäste für den Gastgeber lautet: „Allahumma barik lahum fima razaktahum wa fir lahum warhamhum“ (O Allah, segne ihnen das, was Du ihnen an guten Gaben gibst. Vergebe ihnen die Sünden und erbarme Dich über sie).
Fazit
Die islamischen Verhaltensregeln beim Essen vereinen spirituelle, soziale und ethische Dimensionen. Sie erinnern daran, dass jede Mahlzeit eine Gabe Gottes ist, dass Barmherzigkeit alle Geschöpfe umfassen soll und dass Gastfreundschaft zu den höchsten Tugenden gehört. Diese Prinzipien sind zeitlos und laden dazu ein, achtsamer, dankbarer und barmherziger durchs Leben zu gehen.