
Diese Vortragszusammenfassung behandelt die Schlacht von Badr, einen der bedeutendsten Wendepunkte in der Frühgeschichte des Islam, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 19. Oktober 2024.
Warum Badr besonders ist
Die Schlacht von Badr fand am 13. März 624 (17. Ramadan 2 nach der Hidschra) im Hedschas statt und gilt als Schlüsselereignis in der Frühgeschichte des Islam. Von den 28 Kriegszügen (Ghazwa), an denen der Prophet Muhammad teilnahm, nimmt Badr eine Sonderstellung ein. Die Teilnehmer dieser Schlacht erhielten die Ehrenbezeichnung „al-Badri“ – eine Auszeichnung, die keiner anderen Schlacht zuteilwurde.
Der Koran selbst nennt Badr „Yawm al-Furqan“ – den Tag der Unterscheidung. Dieser Name verdeutlicht die historische Dimension: Hier trennte sich endgültig der Weg zwischen Glaube und Unglauben, zwischen der entstehenden muslimischen Gemeinschaft und den Mekkanern, die den Islam bekämpften. Nach Badr konnte die Opposition ihre frühere Dominanz nicht wiederherstellen.
Die Ausgangslage
313 muslimische Kämpfer standen 950 bis 1000 Mekkanern gegenüber. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Mekkaner war erdrückend, ebenso ihre militärische Ausrüstung. Ursprünglich war der Zug ausgezogen, um eine Handelskarawane abzufangen – die Mekkaner hatten nach der Auswanderung (Hidschra) das Eigentum der Muslime beschlagnahmt. Als die Karawane unter Abu Sufyan jedoch entkam und stattdessen eine Armee aus Mekka anrückte, stand der Prophet vor einer schicksalhaften Entscheidung.
Die Mekkaner hatten ihre Elite entsandt. Wie der Vortrag betonte: „Mekka hat euch alle seine Lebenskräfte geschickt.“ Die Anführer der Quraisch – Utba, Shaiba, Abu Jahl und weitere – waren alle vor Ort. Dies war keine gewöhnliche Auseinandersetzung, sondern ein Existenzkampf.
Strategische Beratungen
Der Prophet führte mit seinen Gefährten ausführliche Beratungen. Als er fragte, ob sie kämpfen oder zurückkehren sollten, antworteten zunächst die Auswanderer aus Mekka (Muhajirun). Abu Bakr, Umar und Miqdad ibn Amr bekräftigten ihre Bereitschaft. Doch der Prophet wartete auf die Stellungnahme der Helfer aus Medina (Ansar) – schließlich hatte das Bündnis von Aqaba nur die Verteidigung Medinas umfasst, nicht Kämpfe außerhalb.
Sad ibn Muadh trat vor und sprach im Namen der Ansar: „Würdest du uns befehlen, ins Meer zu springen – wir würden es tun, ohne zurückzublicken.“ Diese bedingungslose Loyalität bewegte den Propheten zutiefst. Die Entscheidung war gefallen: Es würde zum Kampf kommen.
Militärische Klugheit
Hubab ibn al-Mundhir, ein junger Gefährte, stellte eine entscheidende Frage: „O Gesandter Allahs, ist die Positionierung der Armee deine eigene Einschätzung oder eine göttliche Weisung?“ Als der Prophet antwortete, es sei seine eigene Überlegung, schlug Hubab vor, die Brunnen von Badr hinter der muslimischen Armee zu positionieren. So würden die Muslime Zugang zu Wasser haben, während der Gegner abgeschnitten wäre.
Der Prophet nahm diesen Rat an und positionierte seine Truppen neu, sodass sie alle Wasserquellen in Badr kontrollierten. Diese strategische Weitsicht sollte sich als entscheidend erweisen.
Sad ibn Muadh machte einen weiteren Vorschlag: Ein Zelt sollte auf einer Anhöhe errichtet werden, von wo aus der Prophet die Schlacht überblicken könnte. Für den Notfall sollten schnelle Pferde bereitstehen, damit der Prophet nach Medina zurückkehren könnte – „damit die Sache des Islam nicht verwaist bleibt“. Der Prophet stimmte dem Zelt zu, bestand aber darauf, selbst am Kampf teilzunehmen.
Der bewegende Moment mit Ghaziya
Während der Prophet die Reihen inspizierte, stand ein Gefährte namens Ghaziya leicht vorgerückt aus der Formation. Dreimal korrigierte ihn der Prophet, beim dritten Mal berührte er ihn sanft mit einem Stock am Bauch. Ghaziya rief: „O Gesandter Allahs, du hast mir wehgetan!“
Sofort öffnete der Prophet seine Kleidung: „Tu mir dasselbe an.“ Doch Ghaziya umarmte stattdessen den Propheten und küsste ihn unter Tränen. Seine Worte: „Gleich beginnt die Schlacht. Ich weiß nicht, ob ich als Märtyrer oder Verwundeter enden werde. Ich wollte, dass meine letzte Handlung ein Kuss auf deinen gesegneten Körper ist.“
Dieser Moment zeigt die tiefe Verbundenheit zwischen dem Propheten und seinen Gefährten – eine Beziehung, die weit über militärische Hierarchien hinausging.
Der Dreikampf
Es war ein Brauch der Araber, den Kampf mit einzelnen Duellen beginnen zu lassen. Drei Männer aus der Familie der Umayyaden traten vor: Utba ibn Rabi’a, sein Bruder Shaiba und Utbas Sohn Walid. Sie forderten Gegner heraus.
Zunächst traten drei junge Ansar vor – Awf, Muadh und Muawwidh, die Söhne von Afra. Doch Utba wies sie zurück: „Wir sind nicht gekommen, um mit Medinensischen Bauern zu kämpfen. Schickt uns ebenbürtige Gegner!“
Der Prophet entsandte daraufhin drei Männer aus seiner eigenen Familie: seinen Onkel Hamza, seinen Cousin Ali, und Ubaida ibn al-Harith, einen weiteren Verwandten. Die Botschaft war klar: Wenn Utba dies zu einer Familienangelegenheit machen wollte, sollte er sie haben – zwischen den Hashimiten und den Umayyaden.
Der tragische Ausgang für Ubaida
Hamza besiegte Utba schnell, Ali erledigte Walid. Ubaida jedoch wurde von Shaiba schwer am Bein verwundet und stürzte. Nach den damaligen Regeln des Zweikampfs durften Hamza und Ali nun gemeinsam Shaiba angreifen, was sie taten.
Ubaida ibn al-Harith wurde zu den 14 Märtyrern von Badr gezählt und war mit 63 oder 64 Jahren der älteste unter ihnen. Als man ihn verwundet zum Propheten brachte, weinte er: „O Gesandter Allahs, ich konnte dich nicht so erfreuen wie Hamza und Ali.“
Der Prophet legte Ubaidas Wange an seine eigene und tröstete ihn: „Nein, Ubaida, du hast getan, was dir oblag. Du hast wahrhaft erfreut, was den Propheten erfreut.“
Dann erinnerte Ubaida an ein Versprechen: „Erinnerst du dich, als unser Onkel Abu Talib uns Hashimiten versammelte und sagte: ‚Wenn Muhammad Schaden zugefügt wird, werdet ihr dafür mit eurem Leben bezahlen‘? Wäre Abu Talib stolz auf das, was ich getan habe?“
Der Prophet, tief bewegt, antwortete: „Ja, er wäre stolz auf dich.“ Ubaida starb an seinen Wunden und wurde in Safra begraben.
Die Bedeutung des Opfers
Ubaidas Märtyrertod am Anfang der Schlacht symbolisiert die Opferbereitschaft der frühen muslimischen Gemeinschaft. Diese Männer kämpften nicht für weltlichen Gewinn, sondern aus Überzeugung – in einer Zeit, in der der Ausgang noch völlig ungewiss war.
Die Schlacht von Badr wurde zu einem Wendepunkt, nicht durch militärische Überlegenheit, sondern durch strategische Klugheit, unerschütterlichen Glauben und die Bereitschaft, alles für eine Überzeugung zu geben. Die Geschichte Ubaidas erinnert daran, dass echter Mut nicht das Fehlen von Angst bedeutet, sondern die Bereitschaft, trotz aller Ungewissheit das Richtige zu tun.