
Diese Vortragszusammenfassung behandelt die Schmerzen beim Sterbeprozess und die Begegnungen, die jeden Menschen beim Tod erwarten, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 25. Februar 2024.
Die Unvermeidlichkeit des Todes
Der Tod stellt jeden Menschen vor grundlegende Fragen und gehört zu den großen Geheimnissen der menschlichen Existenz. Selbst wenn der Sterbeprozess schmerzfrei wäre, müsste ein denkender Mensch den Tod als bedeutsames Ereignis betrachten. Denn nach dem Tod beginnt das ewige Leben, in dem es entweder Paradies oder Hölle gibt – ohne Rückkehr oder Korrekturmöglichkeit. Diese endgültige Natur des Todes sollte jeden nachdenklichen Menschen zur Vorbereitung bewegen.
Der islamische Gelehrte Imam Abu Hamid al-Ghazali (1058-1111) widmete dem Thema Tod und Jenseits das gesamte 40. Buch seines Hauptwerks „Ihya Ulum al-Din“ (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften), welches als eines der einflussreichsten Werke zur islamischen Ethik gilt und nach dem Koran und den Hadithen zu den meistgelesenen islamischen Büchern gehört.
Die Intensität der Todesschmerzen
Die Behauptung, keine Angst vor dem Tod zu haben, entspringt nach islamischer Gelehrsamkeit der Unwissenheit über dessen wahre Natur. Die Schmerzen des Sterbeprozesses werden in den islamischen Quellen als außerordentlich intensiv beschrieben – stärker als jede körperliche Verletzung, die ein Mensch im Leben erleiden kann.
In den Überlieferungen heißt es, dass der Prophet Muhammad selbst während seines Sterbeprozesses betete: „Oh Allah, erleichtere mir den Tod.“ Die Intensität wird bildhaft mit 300 Schwerthieben verglichen. Selbst die einfachste Art des Sterbens wird beschrieben wie das Herausziehen eines dornigen Astes aus Wolle – schmerzhaft und unausweichlich.
Die Schmerzen entstehen dadurch, dass die Seele sich vom Körper löst. Diese Trennung erfasst jede Faser des menschlichen Daseins. Sterbende können oft nicht mehr sprechen, nicht weil sie nichts zu sagen hätten, sondern weil sie vollständig von den Schmerzen überwältigt werden. Die Trennung von Familie, Kindern, Bekannten und allem Vertrauten trägt zu diesen Schmerzen bei, ebenso wie die unmittelbar folgende Sorge um die Rechenschaft vor Gott.
Die drei Begegnungen beim Tod
Beim Sterben wird der Mensch mit drei bedeutenden Begegnungen konfrontiert:
Der Todesengel (Malak al-Maut): Die Erscheinung des Todesengels variiert je nach dem spirituellen Zustand des Sterbenden. Für Menschen, die ein Leben im Gehorsam gegenüber Gott führten, erscheint er in einer beruhigenden, schönen Gestalt. Die Überlieferung berichtet von einem Gläubigen, der den Todesengel freudig willkommen hieß mit den Worten: „Du bist relativ spät, ich habe dich schon erwartet.“ Der Engel gewährte ihm sogar, während der Niederwerfung im Gebet zu sterben.
Für jene, die ein Leben in Aufsässigkeit führten, erscheint der Todesengel hingegen in furchteinflößender Gestalt. Die Geschichte eines hochmütigen Königs illustriert dies: Als der Todesengel in Gestalt eines armen Mannes erschien und seine Identität offenbarte, wurde der König blass und verlor die Fähigkeit zu sprechen, bevor er leblos vom Pferd fiel.
Die schreibenden Engel (Kiraman Katibin): Diese Engel, die alle Taten eines Menschen aufzeichnen, werden in der letzten Phase des Sterbens sichtbar. Wer rechtschaffen lebte, erhält von ihnen Worte der Anerkennung. Wer jedoch ein Leben voller Verfehlungen führte, wird mit seinen Taten konfrontiert. Dieser Moment wird mit dem charakteristischen Blick nach oben in Verbindung gebracht, den Sterbende kurz vor dem Tod zeigen.
Die Vision des endgültigen Ziels: Im Moment des Todes sieht der Sterbende, ob ihn das Paradies oder die Hölle erwartet. Diese Vision des eigenen ewigen Schicksals ist Teil der letzten Momente des irdischen Daseins.
Die Bedeutung der Vorbereitung
Obwohl die Erinnerung an den Tod beängstigend sein mag, wird sie in den islamischen Quellen gefördert. Hz. Ali, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten Muhammad, erklärte, dass die Erinnerung an den Tod und die Vergänglichkeit des diesseitigen Lebens zu wohltätigen Handlungen führe. Hz. Umar, der zweite Kalif, ließ auf seinen Siegelring eingravieren: „Der Tod ist ein hinreichender Warner, oh Umar.“
Die Geschichte von Hz. Süleyman (Salomo) und seinem Diener verdeutlicht die Unausweichlichkeit des Todes: Als der Diener den durchdringenden Blick des Todesengels bemerkte und nach Indien fliehen wollte, erfuhr Salomo später vom Engel, dass dieser erstaunt war, den Diener dort zu sehen – denn er hatte den Auftrag erhalten, dessen Seele genau in Indien zu nehmen. Die Moral: Wenn der Tod einen erreichen soll, gibt es keine Flucht.
Zusammenfassung
Die Auseinandersetzung mit den Schmerzen des Todes und den Begegnungen beim Sterben dient nicht der Verunsicherung, sondern der spirituellen Vorbereitung. Das Wissen um die Unvermeidlichkeit und Ernsthaftigkeit des Todes soll den Menschen dazu bewegen, sein Leben bewusst und verantwortungsvoll zu gestalten – in dem Wissen, dass jeder Moment zählt und die Seele eines Tages Rechenschaft ablegen wird.



