
Diese Vortragszusammenfassung behandelt zwei Kapitel aus der Lebensgeschichte des Propheten Muhammad ﷺ, basierend auf unserem wöchentlichen Sira-Vortrag vom 30. November 2025. Die Grundlage bildet das Werk von Martin Lings.
Eine Welt voller Götzen
In Mekka hatten sich über viele Jahrhunderte Götzen angesammelt. Rund um die Kaaba standen 360 Figuren und fast jedes Haus in Mekka hatte einen eigenen kleinen Hausgott. Die Menschen beteten diese Götzen an, obwohl sie selbst aus der Linie Ibrahims und Ismails stammten – obwohl sie also eigentlich wissen sollten, dass man nur Allah, den einen Gott, anbetet.
Warum war das ein Problem? Die Menschen dachten, Götzen könnten ihnen Segen oder Glück geben. Sie berührten die Statuen, beteten vor ihnen oder baten sie um Hilfe. Die reine Religion Ibrahims – der Tauhid, der Glaube an den einen Gott – war fast völlig vergessen.
Die Hunafa: Die Aufrechten
Doch es gab Ausnahmen. Einige wenige Menschen, die Hunafa (Singular: Hanif), lehnten den Götzendienst ab und beteten nur Allah an. Zu ihnen gehörte unter anderem Waraka ibn Nawfal. Diese weisen Menschen wussten: Ein Prophet wird bald kommen.
Auch Juden und Christen in der Region warteten auf einen neuen Propheten. Die Rabbiner sagten: „Seine Zeit ist sehr nah.“ Viele vermuteten sogar, dass es ein Araber sein würde.
Abdul Muttalib: Ein Licht in der Dunkelheit
Abdul Muttalib, der Großvater des späteren Propheten, gehörte ebenfalls zu jenen, die nur an Allah glaubten – trotz der Götzen, die ihn umgaben. Er war respektiert, gütig, gerecht und klug. Doch auch er sah, wie die Gesellschaft immer stärker vom Glauben an Allah abdriftete.
Es gab keinen göttlichen Gesandten mehr seit über 600 Jahren. Die Menschen in Arabien waren auf dem falschen Weg: Aberglaube, Stammeskriege, fehlende Moral. Die Menschen brauchten dringend einen Propheten, der sie wieder auf den richtigen Weg führt.
Ein König will die Kaaba zerstören
Im Jemen herrschte damals ein abessinischer König. Sein Statthalter Abraha baute eine riesige Kathedrale in Sanaa mit dem Ziel, dass alle Araber dorthin pilgern sollten – statt zur Kaaba in Mekka.
Doch ein Araber besudelte die Kathedrale als Protest. Abraha wurde wütend und schwor: „Ich zerstöre die Kaaba.“
Er zog mit einem gewaltigen Heer nach Mekka. Mit dabei: ein riesiger Elefant. Auf dem Weg besiegte er einige Stämme. Seine Armee raubte auch 200 Kamele, die Abdul Muttalib gehörten.
Das Treffen zwischen Abraha und Abdul Muttalib
Abraha war beeindruckt von der würdevollen Erscheinung Abdul Muttalibs. Doch als dieser vor ihn trat, forderte er nur eines: „Gib mir meine 200 Kamele zurück.“
Abraha fragte erstaunt, warum er nicht um die Kaaba bitte, warum er sie nicht verteidige.
Abdul Muttalibs Antwort ging in die Geschichte ein: „Ich bin der Herr der Kamele. Die Kaaba hat einen Herrn, und Er wird sie beschützen.“
Man bedenke: Dies war der Mann, dessen Lebensaufgabe die Versorgung der Pilger und die Pflege des Zamzam-Brunnens war. Er kannte die Kaaba wie kein anderer. Und dennoch – oder gerade deshalb – wusste er, dass ihr wahrer Beschützer Allah ist.
Das Wunder der Vögel
Am nächsten Tag sollte der Elefant Richtung Kaaba marschieren. Doch das Tier kniete sich hin und weigerte sich weiterzugehen. Man trieb es, man verletzte es – doch es bewegte sich nicht in Richtung des Heiligtums.
Dann geschah das Wunder: Plötzlich kamen vom Himmel Schwärme von Vögeln, die kleine Steine in ihren Schnäbeln und Krallen trugen. Diese Steine trafen die Soldaten Abrahas und zerstörten sein gesamtes Heer.
Dieses Ereignis wird im Koran in der Sure Al-Fil (Der Elefant) erwähnt:
„Hast du nicht gesehen, wie dein Herr mit den Leuten des Elefanten verfuhr? Hat Er nicht ihre List zunichte gemacht und gegen sie Vögel in Schwärmen gesandt, die sie mit Steinen aus gebranntem Lehm bewarfen und sie dann wie abgefressene Halme machten?“ (Sure 105:1-5)
Die Folgen des Wunders
Mekka wurde beschützt. Die Quraysh wurden überall als „Allahs Volk“ respektiert. Der Ruf der Kaaba als heiliger Ort war nun unantastbar.
Und in genau diesem Jahr – dem Jahr des Elefanten – geschahen zwei weitere schicksalhafte Ereignisse: Der Vater des Propheten, Abdullah, starb. Und Muhammad ﷺ wurde geboren – ohne Vater, unter dem Schutz Allahs.
Die Geburt des Propheten Muhammad ﷺ
Der Prophet Muhammad ﷺ wurde im Jahr 570 (manche Gelehrte sagen 571) nach Christus geboren, an einem Montag im Monat Rabi‘ al-Awwal. Er wurde in Mekka geboren, im Stamm der Quraysh.
Sein Vater Abdullah starb noch bevor er zur Welt kam. Seine Mutter Amina berichtete, dass sie während der Schwangerschaft ein Licht von sich ausgehen sah. Abdul Muttalib, nun der Beschützer des Kindes, liebte seinen Enkel sehr und trug ihn regelmäßig zur Kaaba, um Allah zu danken.
Später wurde der Prophet von einer Stillmutter namens Halima As-Sadiyah aufgezogen – ein Kapitel, das in der nächsten Woche behandelt wird.
Die Verbindung der Ereignisse
Die Geschichte zeigt eine bemerkenswerte Fügung: Im selben Jahr, in dem Allah sein Haus vor der Zerstörung bewahrte, sandte Er denjenigen, der die Menschen zurück zu diesem Haus führen sollte – nicht als Ort der Götzenanbetung, sondern als Haus des einen Gottes, wie es Ibrahim einst erbaut hatte.
600 Jahre ohne Prophet. Eine Welt voller Götzen. Ein Heer mit Elefanten vor den Toren Mekkas. Und dann: Vögel mit Steinen, ein neugeborenes Kind ohne Vater, und der Beginn einer neuen Ära.
Ausblick
In der nächsten Woche werden die Kapitel „Die Wüste“ (Seite 39-44) und „Ein zweifacher Verlust“ (Seite 44-46) behandelt. Der Vortrag wird von Ali übernommen. Alle Geschwister sind herzlich eingeladen, die entsprechenden Seiten im Buch von Martin Lings vorab zu lesen.



