Freier Wille vs. Allmacht: Die Gefahr der Selbstüberschätzung

📅 18. November 2024
👥 VAFA Team
🏛️ Vorträge
⏱️ 3 Min. Lesezeit

Diese Vortragszusammenfassung behandelt die Balance zwischen menschlichem freien Willen und göttlicher Allmacht, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 17. November 2024 und Elmalılı Muhammed Hamdi Yazırs „Hak Dini Kur’an Dili“.

Die Gefahr des geistigen Hochmuts

Der Gedanke an den Rahîm mag in einigen Menschen, die sich auf ihren eigenen Willen verlassen, Hochmut hervorrufen. Menschen beginnen zu fragen: Hat Allah das Schicksal der Zukunft ganz den Menschen überlassen? Ist Er sich hinter einen Schleier der Unerreichbarkeit zurückgezogen?

Das Problem der Selbstvergötterung

Die Menschen schreiben sich eine unbegrenzte Willenskraft zu. Eine Entscheidungsfreiheit, die jeglicher Einschränkung entzogen ist, und eine schöpferische Macht, indem sie sich selbst als allmächtige, völlig unabhängige Wesen betrachten, die nach Belieben handeln können.

Diese Vorstellung ist ein Akt der Götzenverehrung (Shirk) und ist die Ursache allen Leids und Unrechts der Menschheit.

Die Realität menschlicher Ohnmacht

Da sich in der Welt ständig neue Dinge ereignen, die außerhalb der menschlichen Kontrolle liegen, zeigt sich, dass die vermeintliche Macht des Menschen jederzeit durch eine göttliche Intervention zunichtegemacht werden kann.

Ein eindrucksvolles Beispiel: Die in den Pyramiden Ägyptens liegenden mumifizierten Körper und ihre toten, hohlen Blicke erzählen uns von der einstigen Pracht und Macht der Pharaonen, die heute weder Herren noch Herrscher ihrer eigenen Körper sind.

Allah als Anfang und Ende

Zahlreiche Beispiele zeigen, dass die Herrschaft über das Sein, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft, ausschließlich in den Händen Allahs liegt. Er ist nicht nur der Anfang, sondern auch das Ende aller Dinge.

In den Kreisläufen der Natur und der Zeit erkennen wir, dass der Anfang und das Ende verbunden sind; der Mensch wird hilflos geboren und geht hilflos von dieser Welt.

Das Problem extremer Positionen

Einige, die diesen wichtigen Punkt erkannt haben, sind sogar so weit gegangen, zu behaupten, dass nicht nur Vergangenheit und Zukunft, sondern auch die Gegenwart allein durch Zwang bestimmt sei, also den freien Willen des Menschen zu leugnen.

Der Mensch neigt dazu, bei Stärke „Ich“ und bei Schwäche „Du“ oder „Er“ zu sagen.

Die ausgewogene Wahrheit

Die offensichtliche Wahrheit liegt jedoch in der Mitte. Der Mensch ist eine Kombination aus Körper und Seele, Verstand und Herz, Fähigkeit und Handlung, Ohnmacht und freier Wahl. Er ist weder absolut determiniert noch vollkommen frei.

Weder die extreme Position des Determinismus noch die des Liberalismus, die behauptet, jeder könne alles schaffen, können der Wahrheit standhalten.

Die Rolle der göttlichen Gnade

Lässt man den Menschen sich selbst überlassen, ist er zur Nichtexistenz verdammt; erschaffen durch die schöpferische Kraft, ist er zum Sein verpflichtet und durch die Barmherzigkeit Allahs in der Lage, nach seinem Willen zu handeln. So gestaltet er einen Teil seines Schicksals selbst.

Die Warnung aus dem Koran

„Das Verderben wurde sowohl auf dem Land als auch im Meer sichtbar wegen dem, was die Menschen eigenhändig erwarben“. Diese Warnung zeigt: Wenn Allahs Gerechtigkeit und Barmherzigkeit das nicht korrigieren würden, wäre die Menschheit dem Untergang geweiht.

Die endgültige Wahrheit

Der Mensch in dieser Welt ist ein Abhängiger, der Allah seine Existenz verdankt. Er hat eine begrenzte Macht und ist Allah unterworfen. Er sollte weder seine Abhängigkeit leugnen noch sich für allmächtig halten.

Empfangende Position bedeutet jedoch Bedürftigkeit, nicht Besitz. Voller Besitz umfasst sowohl die Verfügung als auch die Kontrolle über etwas, und diese absolute Herrschaft gehört einzig und allein Allah.

Praktische Bedeutung für heute

Diese Lehre ist hochaktuell in einer Zeit, in der Menschen durch Technologie und Wissenschaft glauben, allmächtig zu werden. Die Pyramiden erinnern daran: Alle irdische Macht ist vergänglich.

Der freie Wille ist real, aber begrenzt. Wer das vergisst, verfällt der Selbstvergötterung – einer modernen Form des Shirk, die sich in Überheblichkeit und Verantwortungslosigkeit zeigt.

Die Balance zu finden zwischen Eigenverantwortung und Demut vor Allah ist der Schlüssel zu psychischem Gleichgewicht und spiritueller Gesundheit.

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