Alles ist Zeichen: Wie Wissen und Wahrnehmung funktionieren

Diese Vortragszusammenfassung behandelt die philosophischen Grundlagen unserer Erkenntnis und die Bedeutung aller Welten als Zeichen Allahs, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 27. Oktober 2024 und Elmalılı Muhammed Hamdi Yazırs „Hak Dini Kur’an Dili“.

Dass wir überhaupt über Wissen verfügen, ist eine Gnade Gottes. Ohne Gottes Wissen wären all unsere Erkenntnisse, ja sogar unsere Überzeugung von unserer eigenen Existenz, nichtig.

Ohne Allahs vollkommene Herrschaft und Seine Erziehung würde es im Universum und in der Natur keine Spur von Existenz, Vollkommenheit, Entwicklung oder Erziehung geben. Alle diese Behauptungen wären in sich zusammengebrochen und ohne Bedeutung.

Das Wort „âlem“ (Welt) im Sinne des Mittel- und Wissenswerkzeugs ist ein Pluralwort, das wie die Wörter „Hâtem“ (Siegel) und „Kalem“ (Stift) vom Wurzelwort „alâmet“ (Zeichen) abgeleitet ist.

Obwohl es bereits im Plural steht, wird es durch die Verwendung des Plurals „âlemîn“ für denkende Wesen nochmals pluralisiert. Dass der Plural auf denkende Wesen angewendet wird, deutet darauf hin, dass sie als die höchsten Geschöpfe betrachtet werden.

In Bezug auf die Etymologie des Wortes „âlem“ bedeutet es „das, was zum Wissen führt“ oder „ein Werkzeug zur Erkenntnis“. Wissen ist letztlich nicht nur bloßes Denken, sondern die Bestätigung der Wahrheit.

Alle Dinge, die wir in einem geordneten Kosmos wahrnehmen, der ständig zwischen Existenz und Nichtexistenz fließt – von Seelen und Gedanken bis hin zu physischen Objekten – sind Zeichen, die auf die Existenz, Macht und Vollkommenheit Allahs hinweisen.

Das gesamte Universum besteht aus Ereignissen, die sich in zwei Bereiche aufteilen lassen: das, was sich in unserem Geist abspielt, und das, was außerhalb unseres Geistes liegt. Der Herr aller Welten ist jenseits dieser beiden Bereiche und verbindet sie durch die Beziehung der Wahrheit.

Für diejenigen, die die spirituelle Schau besitzen, offenbart sich Allah über, vor oder nach jeder Existenz im Universum. „Was immer dein Herz empfindet, Allah steht darüber und ist größer“.

Alles, was unser Wissen ausmacht und ausmachen wird, ist ein Zeichen Allahs. Die Beziehungen zwischen Materie und Form, ein kleines Grasblättchen, ein Tier, die Anatomie des Menschen, das riesige Sonnensystem – all diese Dinge und ihre Beziehungen sind Zeichen für die Existenz Allahs.

Wir nehmen die Dinge durch unsere Wahrnehmung wahr und erkennen sie durch die in unserem Geist entstehenden Bilder. Wenn wir nicht wahrnehmen würden, wüssten wir nicht einmal von unserer eigenen Existenz.

Die Sonne, in der Form, die sie in mir reflektiert, und in der Art und Weise, wie sie in mir existiert, ist die Sonne. Dennoch erkennen wir aus diesen Eindrücken auch Dinge, die außerhalb von uns fest verankert zu sein scheinen.

Warum und wie sind wir gezwungen, diese Dinge, die nur in diesen Formen in uns erscheinen, außerhalb von uns, in ihrer eigenen Beschaffenheit, zu unterscheiden? Wie können wir sonst zwischen Wahrheit und Irrtum unterscheiden?

Warum erkenne ich die Realität dieser Dinge, die wir als „beständige Wahrheiten“ bezeichnen, wenn ihre Werte und ihre Existenz nur innerhalb unserer Wahrnehmung liegen? Und wenn ich sie nicht erkenne, warum fühle ich mich dann in meinem Inneren der Lüge überführt?

Wenn ich all dies tue, dann liegt dies daran, dass ich vor all diesen Dingen und über sie hinaus, über Raum und Zeit, eine Verbindung zu Allah habe, der mein Zeuge, Garant, Schöpfer und Herr ist, und dessen Existenz notwendig ist.

Indem ich mich dieser unumgänglichen Verbindung unterwerfe, bestätige ich zuerst Ihn, und dann alles andere durch Ihn. So finde ich die Verbindung zwischen mir und meiner Wahrnehmung, zwischen meiner Wahrnehmung und der äußeren Welt.

Wenn dies allein durch meine Seele geschieht, dann müsste meine Seele die ultimative Ursache und Wahrheit von allem sein. Doch sie sagt mir: „Wenn ich das wäre, würde ich alles tun, was ich will, und du würdest nie eine Abwesenheit erleben“.

Wenn ich also zu mir selbst sage: „Ich bin ich, ich existiere jetzt“, sage ich tatsächlich: „Ich fühle meine Existenz, und dieses Gefühl ist eine wahre Erkenntnis.“ Während ich meine Existenz fühle, akzeptiere ich die Beziehung zwischen mir und Allah, der mich umgibt und mit dem ich verbunden bin.

Hätte ich diese Beziehung nicht erkannt, hätte ich diese doppelte Verbindung nicht gefunden und nicht sagen können: „Ich existiere, ich bin ich.“ Ich hätte nicht die Harmonie zwischen meinem inneren Gefühl und meinem Körper entdeckt.

Ich könnte weder Schmerz von Freude, Licht von Dunkelheit, Schlaf von Wachsein unterscheiden, noch könnte ich vor einem Feuer fliehen und in einen Rosengarten gehen, wenn ich nicht in irgendeiner Weise diese Unterschiede wahrnehmen und darauf reagieren könnte.

Diese Fähigkeit, wahrzunehmen und zu handeln, habe ich nur, weil ich mit Allah verbunden bin und dadurch in der Lage bin, die Welt in ihren verschiedenen Aspekten wahrzunehmen. Diese Fähigkeit zur Wahrnehmung ist ein Geschenk Allahs.

Dieses Bewusstsein von mir selbst, das ich als mein eigenes bezeichne, ist ebenfalls ein Geschenk Allahs. Auch wenn ich denke, dass mein Bewusstsein mir gehört, so ist es doch letztendlich Allah zuzuschreiben.

Während derjenige, der unwissend lebt, nur eine Existenz hat, lebt der Wissende doppelt, oder besser gesagt, unendlich.

Diese tiefgreifende Analyse zeigt, dass unser gesamtes Erkenntnissystem auf der Verbindung zu Allah basiert. Ohne diese Verbindung könnten wir nicht zwischen Wahrheit und Irrtum unterscheiden oder überhaupt sinnvolle Wahrnehmungen haben.

Die moderne Erkenntnistheorie kämpft genau mit diesen Fragen: Wie können wir sicher sein, dass unsere Wahrnehmungen der Realität entsprechen? Die islamische Antwort ist elegant: Unsere Fähigkeit zur Erkenntnis selbst ist ein Geschenk Allahs und garantiert durch unsere Verbindung zu Ihm.

Dies bedeutet auch, dass jede wissenschaftliche Entdeckung, jede Beobachtung der Natur, jedes Verstehen ein Zeichen Allahs ist. Die Welt wird zu einem riesigen Buch, in dem wir auf jeder Seite von Seiner Existenz lesen können.