DAS Buch ohne Zweifel: Rechtleitung für die Gottesfürchtigen

📅 22. September 2025
👥 VAFA Team
🏛️ Vorträge
⏱️ 3 Min. Lesezeit

Diese Vortragszusammenfassung behandelt den zweiten Vers der Surah Al-Baqarah, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 21. September 2025.

Der Begriff Kitab: Mehr als nur „Buch“

„Dieses Buch (Kitab), an dem es keinen Zweifel gibt, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen (Muttaqin).“ Mit dieser Aussage beginnt die eigentliche Botschaft der längsten Koransure. Der arabische Begriff „Kitab“ verdient dabei besondere Beachtung.

Das Wort leitet sich von der Wurzel „ketebe“ ab, was „aneinanderfügen, zusammensammeln“ bedeutet. Im islamischen Kontext bezeichnet Kitab den Koran. Elmalılı Muhammed Hamdi Yazır (1878-1942) weist in seinem Werk „Hak Dini Kur’an Dili“ darauf hin, dass der Begriff „Kitab“ in islamisch-theologischen Texten traditionell für den Koran reserviert ist.

Die theologische Definition des Kitab lautet: Es handelt sich um ein Wort, das dem Propheten durch Offenbarung (Wahy) herabgesandt, als Mushaf niedergeschrieben, durch Überlieferung (Tawatur) überliefert wurde und dessen Rezitation im Gebet (Taabut) verwendet wird.

Die Feinheiten der theologischen Terminologie

Diese Definition verdeutlicht wichtige Unterscheidungen in der islamischen Terminologie:

Wahy: Bezeichnet die spezifische Form der prophetischen Offenbarung – die direkte Kommunikation zwischen Gott und den Propheten, mit oder ohne Vermittlung durch Engel.

Mushaf: Bezeichnet die gesammelte, gebundene Form des koranischen Textes von der ersten bis zur letzten Seite.

Tawatur: Eine Überlieferungsform, bei der eine Information durch so viele unabhängige Quellen übermittelt wird, dass Verfälschung praktisch ausgeschlossen werden kann. Diese Form gilt in der islamischen Textkritik als höchste Authentizitätsstufe.

Taabut: Die rituelle Form der Anbetung, wie sie im islamischen Pflichtgebet praktiziert wird, im Unterschied zu allgemeineren Formen des Gebets.

Die Thematisierung des Zweifels

Ein bemerkenswerter Aspekt dieses Verses ist die direkte Ansprache des Zweifels. Nach Elmalılı Hamdi Yazır reagiert der Mensch auf Neues und Bedeutsames zunächst oft mit Skepsis. Der Vers adressiert diese natürliche Reaktion unmittelbar.

Diese Herangehensweise findet sich auch in anderen religiösen Kontexten. Das islamische Glaubensbekenntnis (Schahada) – „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah, und ich bezeuge, dass Mohammed der Prophet und Gesandter Allahs ist“ – funktioniert ähnlich: Es schafft durch explizite Bezeugung Klarheit.

Nach der traditionellen Auslegung verkündet der Koran Gebote und Hinweise, die als Wegweiser dienen sollen – für jene, die bereit sind, diese anzunehmen.

Theologische Kategorien der Ablehnung

In der klassischen Koranexegese werden verschiedene Haltungen gegenüber der religiösen Botschaft unterschieden. Elmalılı Hamdi Yazır beschreibt zwei theologische Kategorien – wobei er ausdrücklich nicht ehrliche Suchende meint, sondern Menschen, die sich intensiv mit dem Islam befasst haben:

Erste Kategorie: Verschlossenheit aus Sturheit

Diese Kategorie beschreibt eine Haltung, bei der Menschen trotz verfügbarer Information ablehnend bleiben. Die theologische Literatur spricht hier von einer Form der Verschlossenheit, die nicht aus mangelndem Zugang zu Wissen resultiert, sondern aus einer grundsätzlichen Weigerung zur Auseinandersetzung.

Zweite Kategorie: Prinzipielle Skepsis

Die zweite Kategorie betrifft eine Haltung fundamentaler Skepsis, die über kritisches Hinterfragen hinausgeht. Hier wird Unsicherheit zum bestimmenden Prinzip, das authentische Auseinandersetzung erschwert.

Diese Unterscheidungen sind Teil der klassischen islamischen Theologie und dienen der Kategorisierung verschiedener epistemischer Haltungen – nicht als moralische Urteile über einzelne Personen.

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