Die islamische Traumlehre verstehen

📅 29. September 2025
👥 VAFA Team
🏛️ Vorträge
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Diese Zusammenfassung behandelt die Ausführungen zur islamischen Traumlehre (Ruya), basierend auf dem gehaltenen Vortrag, der die klassischen Lehren und prophetischen Überlieferungen zu diesem komplexen Thema darlegte.

Drei Grundhaltungen zur Traumlehre

Beim Thema Träume zeigen sich drei verschiedene Haltungen: Ifrat (Übertreibung), Tefrit (Geringschätzung) und Itidal (Ausgeglichenheit). Die Übertreibung führt dazu, dass alle Angelegenheiten nur noch durch Träume geregelt werden und selbst verborgene Geheimnisse durch Träume erklärt werden sollen. Die Geringschätzung hingegen ignoriert die Bedeutung von Träumen vollständig aus Sorge vor Missbrauch. Die ausgeglichene Haltung folgt der Sunna des Propheten, die jedem Thema seinen rechtmäßigen Platz zuweist.

Definition und Arten von Träumen

Das Wort „Ruya“ stammt vom arabischen Wortstamm für „sehen“ und bezeichnet die Gesamtheit der Bilder, die während des Schlafs im Geist erscheinen. Im Türkischen wird es „Düş“ genannt, da diese Bilder in den Geist „fallen“.

Der Prophet teilte Träume in drei Kategorien ein: Salih Ruya (rechtschaffene Träume), die von Allah als frohe Botschaft kommen; Hülm (Albträume), die vom Satan stammen, um Kummer zu bereiten; und Träume, die aus den alltäglichen Beschäftigungen des Menschen entstehen.

Die islamischen Gelehrten systematisierten dies in: Rahmani-Träume (von Allah), Shaytani-Träume (vom Satan) und Nefsani-Träume (vom Ego/alltäglichen Gedanken).

Umgang mit schlechten Träumen

Bei schlechten Träumen lehrte der Prophet spezifische Verhaltensweisen: nach links spucken (ohne Speichel), niemanden davon erzählen, zwei Gebetszyklen verrichten und Zuflucht bei Allah suchen. Er warnte davor, dass solche Träume den Satan zum „Spielen“ mit dem Menschen verleiten können.

Der Wert von Rahmani-Träumen

Rechtschaffene Träume haben fünf wesentliche Bedeutungen:

  1. Teil der Prophetie: Träume sind ein Teil des Prophetentums. Der Prophet sagte: „Der Traum des Gläubigen ist ein Teil von 46 Teilen der Prophetie.“
  2. Göttliche Gnade: Rahmani-Träume sind eine göttliche Gabe an die Gläubigen.
  3. Frohe Botschaften: Sie dienen als Verkündigung zukünftiger Ereignisse oder göttlicher Nachrichten.
  4. Göttliche Warnung: Manchmal kommen sie als „Liebesschlag“ – eine sanfte Korrektur für Verfehlungen.
  5. Trost in der Endzeit: Je näher die Endzeit rückt, desto wichtiger werden wahre Träume als Trost für die Gläubigen.

Erkennungsmerkmale wahrer Träume

Ein Rahmani-Traum lässt sich an fünf Kriterien erkennen:

Vom Träumenden: „Die wahrhaftigsten Träume haben die wahrhaftigsten Menschen.“ Die Rechtschaffenheit des Träumenden beeinflusst die Qualität der Träume.

Vom Trauminhalt: Wenn der Traum beim Erwachen vollständig im Gedächtnis bleibt und über Jahre hinweg unverändert erzählt werden kann, deutet dies auf einen wahren Traum hin.

Von der Zeit: Die wahrhaftigsten Träume ereignen sich in den Morgenstunden (Seher-Zeit), etwa zwischen 3:30 und 5:30 Uhr.

Vom Ort: Heilige Orte oder besondere Zeiten können die Qualität von Träumen beeinflussen.

Vom Deuter: Nur qualifizierte Personen sollten Träume deuten, da falsche Deutungen schädlich sein können.

Die Rechtslehre der Träume (Fiqh ar-Ruya)

Für den Umgang mit Träumen gelten spezifische Regeln:

  1. Wahrheitsgetreue Wiedergabe: Träume müssen exakt so erzählt werden, wie sie erinnert werden. Der Prophet warnte: „Zu den größten Lügen gehört es, einen nicht gesehenen Traum als gesehen zu erzählen.“ Als Strafe wird derjenige am Jüngsten Tag zwei Gerstenkörner miteinander verknüpfen müssen – eine unmögliche Aufgabe.
  2. Selektive Mitteilung: Träume sollten nicht jedem erzählt werden und niemals als Werbemittel missbraucht werden.
  3. Keine Verpflichtung anderer: Niemand kann andere zwingen, aufgrund seines Traumes zu handeln.
  4. Persönliche Wahlfreiheit: Selbst bei wahren Träumen bleibt es eine persönliche Entscheidung, ob man entsprechend handelt.
  5. Keine Widersprüche zur Scharia: Träume können niemals islamische Gesetze aufheben. Wenn jemand träumt, dass er das Gebet unterlassen soll, ist dies kein göttlicher Traum.

Die Bedeutung qualifizierter Deutung

Die Traumdeutung erfordert spezielle Kenntnisse und göttliche Gabe. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Deutung: das Geschlecht des Träumenden, das Alter, die Lebensumstände, Farben im Traum und andere Details. Die längsten Träume dauern nur 3-4 Minuten, können aber stundenlang erzählt werden – ein Zeichen für Allahs Herrschaft über die Zeit.

Der Vortrag schloss mit der Ermahnung, dass Träume als göttliche Gnade geschätzt, aber niemals über die primären Quellen des Islams – Quran und Sunna – gestellt werden sollten. Wahre Träume bleiben eine Quelle des Trostes und der Führung für aufrichtige Gläubige.

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