
Diese Vortragszusammenfassung behandelt eine überraschende Erkenntnis über die erste herabgesandte Sure und die dramatischen Umstände der ersten Offenbarung, basierend auf unserem wöchentlichen Vortrag vom 23. Juni 2024.
Die erste Sure: Ein Missverständnis korrigiert
Allgemein ist bekannt, dass Sure Al-Alaq („Lies im Namen deines Herrn“) die erste Sure ist, die herabgesandt wurde. Aber laut dem Tafsir von Elmalılı Hamdi Yazır sagen die meisten Gelehrten etwas anderes: Die erste vollständige Sure war Al-Fatiha, dann Al-Qalam, und erst danach Al-Alaq.
Der Unterschied liegt in der Betrachtung: Man muss unterscheiden zwischen der ersten herabgesandten Sure und dem ersten herabgesandten Vers. Von Al-Alaq kamen nur die ersten fünf Verse herab, während Al-Fatiha vollständig herabgesandt wurde. Die restlichen Verse von Al-Alaq kamen später.
Die dramatische erste Begegnung mit Gabriel
Die detaillierte Überlieferung von Aisha über die erste Offenbarung zeigt uns ein dramatisches Bild: Der Prophet zog sich regelmäßig in die Höhle Hira zurück, verbrachte dort Nächte im Gebet und nahm Proviant mit. Dann kam unerwartet der Engel Gabriel.
„Iqra!“ (Lies!) sagte der Engel. „Ich kann nicht lesen“, antwortete der Prophet. Daraufhin drückte Gabriel ihn so fest, dass er fast das Bewusstsein verlor. Das wiederholte sich dreimal, bis Gabriel schließlich die ersten Verse von Al-Alaq verkündete: „Lies im Namen deines Herrn, der dich erschaffen hat. Er erschuf den Menschen aus einem Blutgerinnsel.“
Waraka ibn Nawfal: Der weise Berater
Nach dieser überwältigenden Erfahrung lief der Prophet nach Hause zu seiner Frau Khadija: „Deck mich zu, deck mich zu!“ Seine Seele war erschüttert und er hatte Angst. Khadija tröstete ihn: „Bei Allah, Allah wird dich niemals im Stich lassen. Du tust deiner Familie Gutes, hilfst Notleidenden und unterstützt die, die Unglück erlebt haben.“
Gemeinsam gingen sie zu Khadijas Cousin Waraka ibn Nawfal – interessanterweise ein Mann, dessen Vorfahre „Abdul Uzza“ (Sklave der Göttin Uzza) hieß, der aber selbst Christ geworden war und Hebräisch sowie Arabisch schreiben konnte. Als Waraka die Geschichte hörte, erkannte er sofort: „Das ist derselbe Namus (Offenbarungsengel), den Allah Moses sandte.“
Dann machte Waraka eine prophetische Aussage: „Ich wünschte, ich wäre jung und würde erleben, wie dein Volk dich hinaustreiben wird.“ Der erstaunte Prophet fragte: „Werden sie mich wirklich vertreiben?“ Waraka antwortete: „Ja, jeder Mann, der etwas Ähnliches bringt wie du, wird immer mit Feindseligkeit konfrontiert. Wenn ich noch lebe, werde ich dich mit aller Kraft unterstützen.“
In einer zweiten Überlieferung ging der Prophet zusammen mit Abu Bakr zu Waraka. Diesmal erhielt er einen entscheidenden Rat: „Wenn du die Stimme wieder hörst, laufe nicht weg. Bleibe stehen, höre zu, was sie dir sagt, und komm mir berichten.“ Als der Prophet diesem Rat folgte, hörte er: „Ya Muhammad! Bismillahirrahmanirrahim, Alhamdulillahi Rabbil Alameen. Sprich das nach.“
Diese Erzählung zeigt uns mehrere wichtige Punkte: Die erste Offenbarung war ein traumatisches, aber heiliges Erlebnis. Die Unterstützung durch Khadija war entscheidend. Und ein christlicher Gelehrter erkannte sofort die Echtheit der Offenbarung und warnte vor den kommenden Schwierigkeiten. Warakas Vorhersage erfüllte sich – jeder, der die Wahrheit bringt, wird Widerstand erfahren, eine Lektion, die bis heute gilt.