
Diese Vortragszusammenfassung behandelt zwei zentrale Themen unseres wöchentlichen Vortrags vom 26. November 2023: Die Frage nach unserer Dankbarkeit gegenüber Allah und praktische Handlungsanleitungen für verschiedene Lebenssituationen.
Die Frage, die jeden von uns betrifft
Erinnere dich an den letzten Moment, in dem du Allah mit ganzem Herzen um etwas gebeten hast. Vielleicht war es die Genesung eines Familienmitglieds, ein langersehntes Kind, oder dass ein geliebter Mensch den Weg zum Islam findet. Allah erfüllte deinen Wunsch – aber was kam danach? Diese Reflexion führt uns zu einer entscheidenden koranischen Mahnung.
Allah sagt in Surah Az-Zumar Vers 8: „Und wenn den Menschen ein Unheil trifft, dann ruft er nach seinem Herrn und wendet sich an Ihn. Doch wenn Er ihm daraufhin eine Gunst erweist, vergisst er, um was er ihn zuvor zu bitten pflegte.“ Dieses Muster des Bittens, Vergebens und erneuten Bittens prägt den Kreislauf menschlichen Lebens.
Zwei Krankheiten, die uns vom Handeln abhalten
Die erste Krankheit kommt vom Schaitan: Der Gedanke „Du hast noch Zeit“. Diese Täuschung hält uns davon ab, Gutes zu tun. Ob es das Verrichten des Gebets, das Geben von Sadaqa oder Zeit mit der Familie ist – der Flüsterer sagt uns: „Später“. Doch die Wahrheit ist: Keiner von uns weiß, wie viel Zeit ihm bleibt. Wir müssen handeln, als würden wir morgen sterben, denn die Gewissheit unserer Zeit besitzen wir nicht.
Die zweite Krankheit ist gesellschaftlich bedingt: Die Frage „Was habe ich davon?“. Wir leben in einer Gesellschaft, die Egoismus kultiviert. Doch der Islam lehrt uns seit jeher, für die Gemeinschaft zu handeln, ohne Gegenleistung zu erwarten. Handlungen rein um Allahs willen – sei es Gehorsam gegenüber den Eltern oder dem Ehepartner, oder Hilfe für Geschwister im Glauben – sind selten geworden. Allah erinnert uns in Surah Al-Mursalat Vers 20: „Haben Wir euch nicht aus verächtlichem Wasser erschaffen?“ Diese Demut vor unserer Herkunft sollte jeden Hochmut ausschließen.
Praktische Handlungsanleitungen für verschiedene Lebenssituationen
Bei Brüdern oder Schwestern mit Partnern
Wenn ein Bruder oder eine Schwester einen Partner hat, ist es unsere Pflicht als Gemeinschaft, sie regelmäßig an die Bedeutung der Ehe zu erinnern. Die Ermahnung sollte liebevoll, aber beständig erfolgen. Sind beide verheiratet, ladet sie gemeinsam ein, damit als erfahrenere Eheleute Rat gegeben werden kann. Wie Allah in Surah Al-Asr lehrt: Wir sollen einander ermahnen zur Wahrheit und zur Geduld.
Bei Hochzeiten und Geburt eines Kindes
Wenn jemand heiratet, sollte die Teilnahme an der Hochzeit selbstverständlich sein – nicht mit Ausreden wie „keine Zeit“ oder „was habe ich davon?“. Bei der Geburt eines Kindes gilt: Sofort gratulieren und nach einigen Tagen mit einem Geschenk besuchen. Das Kind muss dich als Onkel oder Tante im Glauben lieben lernen, damit es eine Bezugsperson für schwierige Zeiten hat.
Bei Krankheit und Koma
Wenn ein Bruder oder eine Schwester krank wird, 3-4 Tage warten, dann je nach Schwere der Krankheit handeln. Bei leichten Verletzungen: Regelmäßige Krankenhausbesuche mit Geschenken – mindestens einer Kleinigkeit. Bei schwereren Fällen wie Koma: Die Familie regelmäßig besuchen, ohne auf Einladung zu warten, und Essen sowie Getränke mitbringen. Die Familie setzt die Grenzen, nicht wir – diese müssen respektiert werden.
Bei Todesfall
Ein Trauerzug verdient Respekt, unabhängig vom Glauben des Verstorbenen. Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) stand auf, als ein Trauerzug an ihm vorbei zog. Als die Gefährten sagten „Das ist der Trauerzug eines Juden“, antwortete er: „Wenn ihr einen Trauerzug seht, dann steht auf.“ (Bukhari)
Bei einem Todesfall sofort die Familie kontaktieren. Wenn möglich, direkt hinfahren – denn im Islam ist es wichtig, Verstorbene schnell zu beerdigen. Je nach Kultur und Bindung drei Tage hintereinander vor Ort sein, der Familie die Last abnehmen, und mindestens einmal Surah Yasin rezitieren.
Die Verbindung der Herzen
Unsere Herzen müssen so vereint sein, dass wir die Schmerzen unserer Geschwister erkennen und den Drang verspüren, für sie da zu sein. Diese Bruderschaft bedeutet aktives Handeln – nicht warten, bis man gerufen wird, sondern selbst initiativ werden. Der Prophet war stets derjenige, der nachfragte und zu den Menschen ging, ohne gerufen zu werden.



